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Teil 2 - Mediation: Bei emotionalem Stress gut für sich sorgen

Teil 2 - Mediation: Bei emotionalem Stress gut für sich sorgen

Mediation: Bei emotionalem Stress gut für sich sorgen – Teil 2

Streit der kann der Gesundheit schaden: Über das Auflösen von Konflikten mit dem Verfahren der Mediation 

Hier kommt der zweite Teil des Artikels, den ich gemeinsam mit meiner lieben Kollegin Sabine Kauss, der Anwältin und Mediatorin aus Heidelberg, geschrieben habe. In zwei weiteren Fällen möchten wir zeigen, wie Mediation helfen kann – sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz. Teil 1 des Artikels finden Sie hier.

Gehen oder Bleiben - Geschichte einer Ehe

Gabriele will sich von Olaf trennen. Beide haben einen gemeinsamen Sohn, Paul, 3 Jahre alt. Sie sind seit vier Jahren verheiratet und haben gemeinsam eine Wohnung gekauft, in der sie auch zusammen leben. Nach einem gemeinsamen Urlaub bittet Gabriele Olaf, auszuziehen. Sie möchte mit Paul in der Wohnung wohnen bleiben. Olaf ist erschüttert und verzweifelt. Er will sich nicht trennen und auch nicht ausziehen. Gabriele schläft im Wohnzimmer. Zwischen den beiden nehmen die Auseinandersetzungen täglich zu. Paul weint jetzt im Kindergarten oft und nässt beim Mittagsschlafen wieder ein. Gabriele ist ständig angespannt,  fühlt sich zermürbt und kraftlos. Olaf kann kaum noch schlafen, leidet unter Kopfschmerzen und Beklemmungen.

Eine Kollegin empfiehlt Gabriele eine Mediation mit Olaf zu versuchen, um eine Einigung zu finden. Gabriele wendet sich an eine Mediatorin und vereinbart mit dieser, dass sie und Olaf zunächst zu einem Informationsgespräch kommen. Olaf stimmt zu, sie zu dem Informationsgespräch zu begleiten.

Die Mediatorin erklärt den Beiden, wie eine Mediation abläuft und nach welchen Prinzipien sie funktioniert. Olaf und Gabriele entschließen sich, den Versuch der Mediation zu wagen.

Ihre Anliegen in der ersten Sitzung zu klären, dauert länger, als sie erwartet haben. Gabriele möchte, dass Olaf aus der gemeinsamen Wohnung auszieht, dass Paul bei ihr lebt und dass Olaf Unterhalt für sie und Paul bezahlt. Olaf möchte keine Trennung, also auch nicht ausziehen und keinen Unterhalt zahlen. Die Mediatorin erarbeitet mit beiden, wie sie damit umgehen, dass sie verschiedene Ziele haben (Trennung-Gabriele, Zusammenbleiben-Olaf). Die Belastungen der aktuellen Situation schaden beiden und auch Paul. Gabriele und Olaf vereinbaren, sich zunächst nur auf Zeit zu trennen und neben der Mediation ihre Schwierigkeiten in einer Eheberatung zu besprechen.  Sie wollen in der Mediation Regelungen für die Zeit der Trennung suchen. Sie wollen klären, wer in der gemeinsamen Wohnung bleibt, bei wem Paul leben wird, wie sie den Umgang mit Paul regeln und wie der Lebensunterhalt für alle gesichert werden kann.

Nacheinander arbeiten sie sich mit Unterstützung der Mediatorin durch alle Themen durch. Das fällt beiden nicht leicht, die Emotionen sind intensiv und oft kaum zu kontrollieren. Die Mediation bieten ihnen einen geschützten Bereich, in dem sie miteinander reden und sich zuhören können. Die Mediatorin achtet darauf, dass beide gleichberechtigt zu Wort kommen und fragt genau nach, um alle Bedürfnisse der beiden  richtig zu verstehen. Nach vier Sitzungen haben Olaf und Gabriele eine Vereinbarung gefunden, die für die Zeit ihrer Trennung alles regelt. Sie vereinbaren darin auch, dass sie nach Abschluss der Eheberatung wieder in die Mediation kommen werden, falls sie sich endgültig trennen wollen. Beide sind zwar immer noch belastet durch die Trennung, die klaren Vereinbarungen ermöglichen ihnen jedoch einen entspannteren Umgang im Alltag.

Abteilungswechsel mit Hindernissen

Frau M. arbeitet seit Jahren in einem großen Technologieunternehmen in der Verwaltung. Sie mag ihren Job und ihre Leistungen werden in ihrer Abteilung auch anerkannt. Aufgrund von Einsparungsmaßnahmen wird die Abteilung aufgelöst und Frau M. wird in ein neues Team versetzt.

Bisher bestand das Team aus der Teamleiterin und zwei Mitarbeiterinnen, Frau S. und Frau L. Frau S. und Frau L. sollen künftig von Frau M. entlastet werden. Frau M. fühlt sich von Anfang an in dem Team nicht willkommen. Ihre Kolleginnen sollen sie eigentlich einarbeiten, reagieren aber sehr genervt, wenn Frau M. nur ins Zimmer kommt.

So findet Frau M. einfach nicht in die neue Aufgabe hinein und wird zusehends unsicherer. Sie fühlt sich plötzlich wieder wie ein Schulmädchen, das angelernt muss. Diese Situation empfindet sie als extrem belastend, sie leidet morgens häufiger an Bauchschmerzen, bevor sie zur Arbeit geht und meldet sich daher oft krank.

Die Teamleiterin bemerkt die angespannte und frostige Stimmung zwischen den Mitarbeiterinnen und ist sehr besorgt. Frau M. war ihr als Spitzenmitarbeiterin angekündigt worden - und nun diese Entwicklung. Als sie ihrem Chef ihr Leid klagt, bekommt sie das Angebot, einen Mediator von der Firma zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Als sie ihren Mitarbeiterinnen diesen Vorschlag unterbreitet, sind diese erst gar nicht begeistert, aber bereit, dem Verfahren eine Chance zu geben. Gemeinsam mit der Mediatorin findet das Team heraus, dass Frau S. und Frau L. so extrem ablehnend reagierten, da sie befürchteten, auf Dauer durch Frau M. ersetzt und dann entlassen zu werden. Sie hatten von den vielen Kündigungen durch das Unternehmen gehört und auch von dem extrem guten Ruf von Frau M. Natürlich wollten sie die neue Mitarbeiterin dann nicht noch extra gut einarbeiten. Als die Teamleiterin den Mitarbeiterinnen diese Angst nehmen kann, entspannt sich die Situation merklich. Frau S. und Frau L. haben offensichtlich ein sehr schlechtes Gewissen, als sie hören, wie sehr Frau M. die Situation im Team belastet. Durch das gegenseitige Zuhören in der Mediation wird ein aufeinander Zugehen möglich. Im weiteren Verlauf des Mediationsverfahrens kann das Team seine Aufgabenverteilung und auch die Einarbeitung von Frau M. gut organisieren. Als die Mediatorin ein halbes Jahr später bei der Abteilungsleiterin nachfragt, ist die Stimmung im Team erheblich besser. Frau M. ist mittlerweile gut eingearbeitet, integriert und nur noch selten krank.

Haben Sie selbst vielleicht auch schon Erfahrungen mit Mediation gesammelt? Haben unsere Fallbeispiele Ihnen geholfen, sich mehr unter Mediation vorstellen zu können? Über Kommentare unter diesem Artikel freue ich mich sehr!

Ihre Christina Wenz


Kommentare (6)

  1. Jana:
    Sep 30, 2015 at 08:51 PM

    Liebe Christina, liebe Sabine,

    zwei sehr schöne Beispiele habt ihr ausgewählt. Beide sehr typisch im Alltag und doch wissen viele (leider) noch nicht die Vorzüge der Mediation für solche Situationen zu nutzen. Solche Artikel helfen bei der Aufklärung zum Thema und ich hoffe, dass ihn viele lesen.

    Mit sonnigen Grüßen
    Jana

  2. Christina Wenz:
    Sep 30, 2015 at 10:24 PM

    Liebe Jana, herzlichen Dank für Deinen Kommentar :-)! Ich hoffe auch sehr, dass die Möglichkeit, friedliche Lösungen mittels Mediation zu finden immer präsenter in unserer Gesellschaft wird! Ganz liebe Grüße, Christina

  3. Elke Kuhn:
    Oct 01, 2015 at 06:46 AM

    Das sind zwei sehr gut geschriebene Artikel. Wenn ich diese Zeilen lese, weiß ich warum ich den Beruf gewählt habe. Diese Emotionen auszuhalten und die Medianten gut "abzuholen" ist jedesmal wieder eine Herausforderung.

  4. Angela Braun:
    Oct 01, 2015 at 07:14 AM

    Liebe Christina,

    dieser Artikel macht Mut, bei Beziehungsproblemen nicht die Flinte ins Korn zu werfen "die ändert sich nie im Leben!", sondern einen Dialog und eine gemeinsame Basis anzustreben.
    Schafft man das alleine nicht, gibt es Hilfe in Form von Mediation.
    Damit wird dieses unbekannte Wort greifbarer, klasse!
    Es ist einfach so, dass der emotionale Stress schon ein Stück kleiner wird, wenn ich nur den Entschluss fasse, eine Lösung zu suchen und zu wollen. Wirklich kleiner wird er dann, wenn ich die Lösung in einer für mich und alle anderen optimalen Weise umsetze.

    Freudige Grüße

    Angela

  5. Christina Wenz:
    Oct 01, 2015 at 07:25 AM

    Liebe Frau Kuhn, herzlichen Dank für Ihre Nachricht und das nette Kompliment. Ich finde auch, dass wir einen wirklich wunderbaren Beruf ausüben! Herzliche Grüße, Christina Wenz

  6. Christina Wenz:
    Oct 01, 2015 at 07:29 AM

    Liebe Angela, herzlichen Dank für Ihren Kommentar, ich habe mich riesig darüber gefreut, dass wir Ihnen Mut machen konnten :-)! Ich finde es auch sehr schade, wenn die Menschen die Flinte ins Korn werfen, ohne wirklich -notfalls mit Hilfe eines Dritten- nach guten Lösungen zu suchen! Herzliche Grüße, Christina Wenz


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Wer schreibt hier??

Mediation Christina Wenz

Christina Wenz ist Mediatorin, Volljuristin und systemischer Coach. Nach langjähriger Tätigkeit im Notariat und in Führungspositionen an Universitäten ist sie in eigener Mediationskanzlei sowie als Coach tätig. Sie hilft ihren Kunden dabei, sich aus schwierigen Konflikt- und Lebenssituationen zu befreien und damit wieder mehr Wohlbefinden, Klarheit und ein entspannteres Leben zu erlangen.

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