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Elder Mediation - Was ist das denn bitte?

Elder Mediation - Was ist das denn bitte?

"Elder Mediation" – Was ist das denn bitte?

Kürzlich wurde ich von unserer Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ zum Thema "Elder Mediation" interviewt. In diesem Zusammenhang stellte ich fest, dass sich kaum jemand etwas unter diesem Begriff vorstellen kann. Schon "Mediation" sagt den meisten Leuten wenig, aber von "Elder Mediation" hat so gut wie noch niemand etwas gehört. Dabei kann ich aus meiner Mediationspraxis berichten, dass mittlerweile über die Hälfte „meiner Fälle“ aus diesem Bereich stammt.

Also, was genau ist diese "Elder Mediation"? Der Bundesverband Mediation definiert sie wie folgt. "Elder Mediation ist Mediation, bei der die MediandInnen Alter bzw. die Konsequenzen des Älterwerdens als ein Thema ihres Konfliktes wahrnehmen."

Man könnte auch kurz sagen: Elder Mediation hilft bei "Konflikten rund ums Altern".

Thema einer Elder Mediation können z.B. Streitigkeiten rund ums Erbe sein oder auch Konflikte, die in einer Ehe durch die Pensionierung eines oder beider Partner und den daraus resultierenden neuen Tagesablauf entstehen. Oder aber es kommt in einem Unternehmen zu Konflikten zwischen verschiedenen Generationen. Auch im Bereich der Elder Mediation ist eine Fülle an Fallkonstellationen denkbar. 

Ein weiterer Bereich der Elder Mediation, der in meiner Kanzlei vermehrt auftritt und auf den ich heute etwas näher eingehen möchte, ist der der innerfamiliären Konflikte, die rund um die Pflege eines Angehörigen entstehen.

Unser eigenes Altern ist etwas, was vielen von uns Angst macht. "Wie wird es mir im Alter gehen? Werde ich mich möglich lange selbst versorgen können?" fragen sich viele.

Aber auch das Altern unserer Angehörigen und Eltern kann Angst machen: "Wie wird das später mal sein? Werde ich die Eltern zuhause pflegen können? Wie lange werden sich die Eltern selbst versorgen können? Werde ich in der Lage sein, meinen Eltern ein gutes Altern bieten zu können?" sind Fragen, die auftauchen können.

Wenn der Fall der Pflege eines Angehörigen dann eintritt, werden viele Familien häufig absolut an ihre Grenzen gebracht, weil man in den meisten Fällen natürlich die allerbeste Versorgung für das Familienmitglied möchte. Zu der Belastung durch die Pflege kommen noch die Sorge um den Angehörigen und auch oft die Angst vor einem baldigen Abschied. Nicht selten gehen in dieser Situation pflegende Angehörige physisch wie psychisch an ihre Grenzen und auch häufig darüber hinaus.

Oft kommt es in diesen belastenden Situationen dann auch noch zu innerfamiliären Konflikten. Nicht selten erlebe ich  Geschwister, die gar nicht mehr miteinander sprechen, die sich komplett aus dem Weg gehen. Nicht selten ist das Einzige, was noch zusammenhält, die Pflege der Eltern.

Die Versorgung eines pflegebedürftigen Angehörigen ist für die Beteiligten oft extrem fordernd - wie stark die pflegenden Angehörigen tatsächlich belastet sind, hat der im Herbst letzten Jahres erschienene DAK-Report klar und deutlich aufgezeigt:

  • "Rund 20 Prozent aller pflegenden Angehörigen in Deutschland leiden unter einer Depression."

 

  • "Insgesamt leidet etwa die Hälfte aller Pflegepersonen an psychischen Problemen, deutlich mehr als nicht-pflegende Menschen."

 

  • "Pflegende Angehörige werden um zehn Prozent häufiger wegen psychischer Leiden behandelt. Bei Depressionen sind es acht Prozent mehr."

 

Ich finde, das sind wirklich erschreckende Fakten! Auch in meiner Kanzlei stelle ich immer wieder fest, dass Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, unter extremem Druck stehen. Häufig tun sie neben ihrem Beruf und bzw. oder der Versorgung der eigenen Familie alles erdenkbar mögliche, um ihren Eltern zur Seite zu stehen.

In dieser enorm stressigen Situation entstehen dann - wie gesagt - sehr häufig Konflikte zwischen Geschwistern, oder aber es brechen alte Konflikte, alte Geschwisterkonkurrenz auf. 

Ruck Zuck gibt es Streit über die Aufgabenvertreilung. Nicht selten wohnt ein Geschwisterteil vor Ort und der andere weiter weg, da sind die Differenzen fast vorprogrammiert. Ganz schnell hat man das Gefühl, vom Anderen nicht genug Unterstützung zu bekommen. Oder aber man streitet darüber, wie genau die Versorgung der Eltern aussehen soll und auch wo genau sie stattfinden soll. 

Sie sehen: Konfliktpotential ist hier in Hülle und Fülle vorhanden. Oft sind der Kummer und der Ärger im Streit mit der Familie dann so groß, dass körperlichen Symptome wie Kopf - und Bauchschmerzen sowie Nervosität und Schlaflosigkeit nicht ausbleiben.

Glücklicherweise wählen in diesen Situationen bereits viele Familien den Weg zum Mediator. Mithilfe des neutralen Dritten können dann gerechte Lösungen gefunden werden, die die Bedürfnisse und auch die finanziellen und physischen Kapazitäten aller Beteiligten berücksichtigen. Wo nötig, kann Entlastung für einzelne Familienmitglieder werden geschaffen und die Aufgaben können neu verteilt werden. Auf diesem Wege kann dann den Angehörigen häufig die zusätzlichen Belastung durch den Konflikt von den Schultern genommen und das innerfamiliäre Klima gerettet bzw. normalisiert werden.

Falls Sie noch mehr über die Elder Mediation erfahren möchten: Meine Kollegin Sabine Kauss und ich haben gemeinsam einen Artikel geschrieben, in dem wir unter anderem einen Fall aus diesem Bereich vorstellen. Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall ;-). 

Wußten Sie, bereits vor dem Lesen dieses Beitrags, was sich hinter dem Begriff "Elder Mediation" verbirgt? Haben Sie schon Erfahrungen mit Konflikten "rund ums Alter" gemacht? 

Über Ihre Anregungen und Kommentare unter diesem Artikel freue ich mich wie immer sehr!

Herzlichst,

Ihre Christina Wenz

 


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Mediation Christina Wenz

Christina Wenz ist Mediatorin, Volljuristin und systemischer Coach. Nach langjähriger Tätigkeit im Notariat und in Führungspositionen an Universitäten ist sie in eigener Mediationskanzlei sowie als Coach tätig. Sie hilft ihren Kunden dabei, sich aus schwierigen Konflikt- und Lebenssituationen zu befreien und damit wieder mehr Wohlbefinden, Klarheit und ein entspannteres Leben zu erlangen.

Bekannt aus

Der Hund

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