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Mein Weg zur Mediatorin: Vom Glück, aus vielen Türen die richtigen gewählt zu haben

Mein Weg zur Mediatorin: Vom Glück, aus vielen Türen die richtigen gewählt zu haben

Mein Weg zur Mediatorin: Vom Glück, aus vielen Türen die richtigen gewählt zu haben

Als ich von der Blogparade "Wenn Türen sich öffnen - Die Blogparade zum Jahresbeginn" von Kiwi Pfingsten las, fühlte ich mich sofort angesprochen und war direkt voller Motivation, etwas dazu zu schreiben. Ich informiere ja auf meinem Blog normalerweise sehr viel über Mediation und Kommunikation. Kiwis Blogparade möchte ich dazu nutzen, heute  mal etwas zu mir und meinem Weg zur Mediatorin zu schreiben. 

 

Tja, also wie kam es, dazu, dass ich meine absolute Berufung fand?

Vorab möchte ich sagen, dass mein beruflicher Weg zum Glück überwiegend aus sehr vielen offenen Türen bestand - Wofür ich sehr dankbar bin! - , und dass es hierbei die große Herausforderung für mich war, den richtigen Weg, meinen Weg zu finden. Offene Türen nicht zu durchschreiten ist manchmal gar nicht so leicht ;-)!

Ich hole mal weit aus und fange in der Schule an: Ich war eine gute Schülerin und hatte dabei aber nicht ein Fach, in dem ich besonders gut war, oder das mich besonders fesselte, sondern war eigentlich überall gleich gut. Was ich in der Schule auf jeden Fall schon hatte, war ein starker Gerechtigkeitssinn. Wenn ich das Gefühl hatte, irgendwer wird ungerecht behandelt, musste ich für ihn Partei ergreifen. Wenn es Streit gab, hatte ich das Bedürfnis, dazwischenzugehen und zu schlichten. Auch war ich schon immer ein Mensch, dem sich die Menschen gerne anvertrauen und ihr Herz ausschütten. 

Aber nun weiter mit der Berufswahl: Ich war also sehr vielseitig interessiert und tat mir daher bei der Wahl meines künftigen Betätigungsfeldes ziemlich schwer - mich hätten einfach sehr viele Studienfächer interessiert. Die Entscheidung fiel dann auf die Rechtswissenschaften.

Obwohl ich immer wieder aufkeimende Zweifel hatte, ob das der richtige Weg für mich ist, schaffte ich mit zwei Staatsexamen und einem einjährigen Auslandsstudium in Schottland die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche klassisch juristische Karriere. 

Nun stellte sich also die Frage, in welche Richtung der berufliche Weg weitergehen soll. Schon während des Studiums hatte ich gemerkt, dass ich mir einen Beruf wie Richter oder Rechtsanwalt nicht wirklich vorstellen konnte, die Justiz war  nicht wirklich meine Welt. Dafür bin ich einfach ein zu mitfühlender Mensch, und meinem Gerechtigkeitssinn würde es definitiv widerstreben, jemanden zu verteidigen, der meiner Meinung nach im Unrecht ist. Auch interessieren mich nicht nur die reine Rechtsanwendung, sondern auch die Beweggründe der Menschen und die Emotionen, die hinter dem Handeln bzw. der Position stecken. 

Ich wurde dann erst einmal juristische Mitarbeiterin in einem Notariat. Und es zeigte sich, dass sich damit eine gute Tür für mich geöffnet hatte: Obwohl ich wußte, dass ich den Weg nicht ewig gehen würde, machte mir die Tätigkeit sehr viel Spaß: Ich besprach mit den Kunden, wie sie sich die Verteilung ihres Erbes, die Gründung ihrer GmbH, die Modalitäten ihrer Scheidung oder den Kauf des neuen Eigenheims vorstellten und fasste das Ganze dann in die entsprechende juristische Form. Das zu dieser Zeit gesammelte juristische Wissen hilft mir als Mediatorin heute sehr! Besonders toll fand ich im Notariat, dass ich neutrale Dritte war, die für beide Parteien die beste Lösung sucht. Heute als Mediatorin darf ich ja zu Glück auch wieder neutrale Dritte sein, aber ich möchte nicht weiter vorweggreifen ;-)!

Irgenwann begann ich dann, mich wieder auf juristische Stellen zu bewerben und wurde auch recht häufig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Insgeheim wusste ich aber immer schon vor dem Gespräch, spätestens aber nach dem Gespräch: Das wäre nicht die richtige Stelle für mich, das wäre nicht meine "Tür"! Da ich dadurch in den Vorstellungsgesprächen wohl relativ entspannt und unaufgeregt wirkte, bekam ich dann viele offene Türen in Form von Stellen angeboten. Hier waren einige Positionen dabei, die viele Juristen sicher begeistert hätten: Tätigkeiten in Kanzleien, Unternehmen usw. Aber ich merkte jedes Mal einfach: Das ist nicht mein Weg und lehnte nach ein oder zwei schlaflosen Nächten ab. Eine der Stellen anzunehmen, hätte sich einfach nicht gut und richtig angefühlt. 

Schon damals las und hörte ich immer mal wieder etwas über das Thema "Mediation" und wurde jedes Mal hellhörig: Ich wußte immer, dass ich mich in dem Bereich irgendwann gerne fortbilden würde. Das Thema interessierte mich brennend, aber irgendwie war die Zeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht reif.

Irgendwann bekam ich eine Stelle als Leitern der Rechtsabteilung und Datenschutzbeauftragte einer Uni angeboten. Diesmal hatte ich ein gutes Gefühl und sagte zu bzw. durchschritt die Tür, die mir geöffnet wurde. Zum Glück, muss ich sagen, denn ich hatte eine wunderbare Zeit: Ich arbeitete in einem sehr tollen Team mit extrem sympathischen Kollegen, mit denen ich zum Teil heute noch Kontakt habe, und die Arbeit machte wirklich viel Spaß. Da es sich um eine Elternzeitvertretung handelte, war die Zeit dann aber leider irgendwann vorbei und ich ging wieder für einige Zeit zurück ins Notariat. Von den Erfahrungen, die ich selbst als Teammitglied sammeln konnte, profitiere ich heute z.B. bei Mediationen in Abteilungen in Unternehmen sehr. 

Bald öffnete sich dann wieder eine neue Tür in Form eines Stellenangebotes und ich tat den Schritt: Ich wurde Geschäftsführerin Finanzen des Fachbereichs einer Uni. Auch hier handelte es sich wieder um eine befristete Stelle. Wieder lief alles reibungslos und ich fand gut in die Arbeit rein.

Mein absolutes Highlight: Ich durfte am Entwicklungsprogramm für Führungskräfte der Universität teilnehmen und dabei auch erste Seminare im Konfliktmanagement besuchen. Da ich nach wie vor großes Interesse an dem Thema hatte, sog ich die Informationen förmlich auf - aber das war mir nicht genug. Ich wollte einfach mehr darüber erfahren, wie man gut mit Konfliktsituationen umgehen kann. Ob im beruflichen oder im privaten Kontext: Ich wollte nicht nur zuhören und trösten können, wenn sich Menschen mit Konflikten an mich wenden, sondern wirklich weiterhelfen können. Ich beschloss, eine Ausbildung zur Mediatorin zu beginnen. 

Und eh ich mich versah, tat sich die nächste Tür auf: Kurz bevor die Befristung meiner Stelle ablief und bevor geklärt war, ob man mich an der Uni behalten würde, bot mir eine andere Universität eine neue Chance: Eine unbefristete Stelle als Geschäftsführerin ihres Fachbereichs der Rechtswissenschaften. Wow, welch´ Ehre, der Karrieretraum eines Großteils meiner Kollegen stand greifbar vor mir. 

Vielleicht ahnen Sie es schon, vielleicht überrascht es Sie aber auch: Es war eine große Ehre, aber ich lehnte die Stelle ab. Nie war mir mehr klar: das ist nicht mein Weg, das ist nicht meine Tür: Was für viele meiner Kollegen der Traumberuf ist, war nicht der meine. Ich konnte mir nicht vorstellen, dauerhaft eine verwaltende Tätigkeit an einer Universität auszuüben. Natürlich fiel mir die Entscheidung nicht leicht und der Verstand meldete sich kurzzeitig mit Fragen wie "Kann man denn solch ein Angebot auschlagen? Ist das nicht eine Chance, die man unbedingt nutzen muss?". Aber intuitiv wusste ich auf jeden Fall, dass mich dieser Weg nicht glücklich machen würde! Ich sehnte mich nach beruflicher Unabhängigkeit und Selbständigkeit, nach einer Aufgabe, die mich richtig erfüllt. 

Langsam aber sicher zeichnete sich meine "Tür" klar ab: Ich beendete meine Karriere an der Uni und widmete mich mit Vollgas meiner Ausbildung zur Mediatorin. Schon nach dem ersten mehrtägigen Seminar an der Uni Heidelberg hatte sich die Vermutung, die ich schon seit Jahren hatte, bestätigt: Mediation, das ist voll meins! Die Arbeit als Mediatorin entspricht absolut meinem Naturell. Endlich hatte ich die ideale Kombination für mich gefunden: Ich bin neutraler Dritter und helfe dabei, Lösungen zu finden, die allen Beteiligten gerecht werden, mein Einfühlungsvermögen, aber auch meine Fähigkeit, die Menschen durch das Verfahren leiten zu können und auch meine juristischen Fähigkeiten kann ich nun für meine Kunden einsetzen.

Kurz: Die Mediation ist meine "Tür". Ich kann voller Glück sagen: Ich bin angekommen und habe meinen Weg gefunden. Es fühlt sich richtig an! 

Um auch auf Kiwis Fragen in ihrer Blogparade richtig einzugehen, möchte ich mich kurz noch dazu äußern, ob ich es jemals bereut habe, die Türen nicht durchschritten, also die Angebote abgelehnt zu haben. Ich kann hierzu ganz klar sagen: Nein, keine Sekunde! Ich weiß heute genau - wie auch damals- , dass ich in den Positionen, die mir angeboten wurden, nicht glücklich geworden wäre. Ich weiß und fühle, dass ich die richtigen Türen durchschritten habe und die falschen "unangetastet" hinter mir gelassen habe.

Auch bin ich sehr froh, verschiedene berufliche Positionen vor der Selbständigkeit durchschritten zu haben. Ich bin sehr dankbar für die Chancen, die ich bekommen habe, mich beruflich fortzuentwickeln! Die Erfahrungen kommen mir - wie gesagt - auf jeden Fall als Mediatorin immer wieder zugute. 

Ich kann wirklich sagen: Es ist gut so wie es war und ist! Auch wenn mir die Entscheidungen für oder gegen eine Stelle nicht immer leicht gefallen sind und ein paar Tage des Grübelns und ein paar Tage schlaflose Nächte beschert haben, insgeheim wusste ich doch immer, wie ich entscheiden muss.

Nun aber zurück zu meinem Weg: Ab Beginn meiner Selbständigkeit als Mediatorin und Konfliktcoach gab es dann kein Halten mehr, ich stürzte mich voller Elan und Begeisterung in die Arbeit. Der Weg fühlt sich für mich einfach absolut stimmig und richtig an. 

Ich genieße es unsagbar, in der Selbständigkeit mehr denn je entscheiden zu können, welche Türen ich durchschreite und welche nicht! 

Oft kann ich mein Glück gar nicht fassen: Ich empfinde das Interesse an meinem Beruf als sehr groß, immer wieder stoße ich auf offene Ohren und auf an Mediation interessierte Menschen - was mich riesig freut! 

Ich habe das Gefühl: Die Zeit für Mediation ist einfach reif, immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, Ihre Konflikte auf diesem Weg zu lösen, und ich bin unsagbar froh, dabei helfen zu können!

Ich bin schon sehr gespannt, welche Türen auf meinem weiteren Weg als Mediatorin auftauchen werden - welche sich öffnen werden und welche verschlossen bleiben werden! Es bleibt definitiv spannend! ;-)

Liebe Kiwi, ich danke Dir von Herzen für die Inspriration zu diesem Artikel!

Haben Sie auch schon Ihre Berufung gefunden? Welche Türen haben Sie durchschritten und welche nicht? Ich freue mich sehr auf Ihre Kommentare und Anregungen unter diesem Beitrag! 

Herzlichst, 

Ihre Christina Wenz

 


Kommentare (8)

  1. Kiwi:
    Jan 22, 2016 at 05:48 PM

    Liebe Christina!

    Super Beitrag; ich danke dir sehr, dass du hier dabei bist. Ein sehr mutmachender Artikel, der auch erlaubt, NEIN zu sagen, um die Türen zu finden, die passend sind. Du kommst sehr klar und kraftvoll rüber und ich wünsche dir weiterhin sehr viel Erfolg!

    Herzliche Grüße,

    Kiwi

  2. Christina Wenz:
    Jan 22, 2016 at 05:51 PM

    Liebe Kiwi, herzlichen Dank für das tolle Kompliment! :-) Ich denke, dass man immer zu sich stehen sollte und dazu muss man eben auch manchmal "Nein" sagen! Ich danke Dir sehr für die tolle Inspiration. Das Schreiben hat riesigen Spaß gemacht! :-) Liebe Grüße, Christina

  3. Beatrice:
    Jan 22, 2016 at 08:36 PM

    Liebe Christina
    Ein sehr schöner, persönlicher Artikel von dir. Ich finde es faszinierend wie du eigentlich schon seit eh und je weisst, was deine Berufung ist und du die jetzt auch leben kannst. Deine Leidenschaft und Begeisterung für Mediation ist immer wieder spürbar in deinen Beiträgen. Einfach toll! Liebe Grüsse Beatrice

  4. Christina Wenz :
    Jan 22, 2016 at 08:39 PM

    Liebe Beatrice, herzlichen Dank für das tolle Kompliment. Ich freue mich riesig darüber! Es hat ein bisschen gedauert, bis ich endlich bei der Mediation angekommen bin, aber ich glaube, die vorhergehenden Schritte waren auch wichtig! :-) Herzliche Grüße, Christina

  5. Aline Kniestedt:
    Jan 26, 2016 at 12:57 PM

    Hallo Christina,

    Deine Artikel sind ja immer mitreißend geschrieben. Bei diesem, da kann ich mich meiner Vorrednerin nur anschließen, ist die Begeisterung ja überhaupt nicht mehr zu überlesen ;)
    Das macht richtig Freude zu lesen!
    Auch ich kenne das Gefühl offene Türen angeboten zu bekommen und dann die ein oder andere schlaflose Nacht zu verbringen, da das "Bauchgefühl" einfach nicht passt.

    Viele Grüße aus Leipzig
    Aline (blog.nicht-streiten.de) ;)

  6. Christina Wenz :
    Jan 26, 2016 at 10:05 PM

    Liebe Aline, ich habe mich riesig über Dein tolles Kompliment gefreut, herzlichen Dank! Wie gut, dass das Bauchgefühl einen so gut leitet, gell? Eure Blogartikel sind aber auch immer klasse und sehr lesenswert! :-) Liebe Grüße, Christina

  7. Anna Meißner:
    Oct 17, 2016 at 12:11 PM

    Liebe Christina,

    vielen Dank für deine Geschichte! Als Berufscoach ist es meine erklärte Leidenschaft, Berufsbiografien zu hören und zu lesen. Mich fasziniert dabei, wie Menschen persönlich wachsen, indem sie der inneren Stimme vertrauen und das tun, was sich gut anfühlt. Dein Weg macht Mut auf das eigene Gefühl zu hören. Wirklich stark wie du deinen Weg gehst!

    Herzlichst Anna

  8. Christina Wenz:
    Oct 17, 2016 at 12:35 PM

    Liebe Anna, herzlichen Dank für Deinen Kommentar, ich habe mich riesig darüber gefreut! Ich muss sagen, Du hast aber auch wirklich einen tollen Beruf! Es muss auch sehr erfüllend sein, die Menschen auf ihrem Weg zur Berufung zu begleiten! Ich kann wirklich nur jedem raten, auf die innere Stimme zu hören! Liebe Grüße, Christina


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Wer schreibt hier??

Mediation Christina Wenz

Christina Wenz ist Mediatorin, Volljuristin und systemischer Coach. Nach langjähriger Tätigkeit im Notariat und in Führungspositionen an Universitäten ist sie in eigener Mediationskanzlei sowie als Coach tätig. Sie hilft ihren Kunden dabei, sich aus schwierigen Konflikt- und Lebenssituationen zu befreien und damit wieder mehr Wohlbefinden, Klarheit und ein entspannteres Leben zu erlangen.

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