Friedlich einigen - Oder der Gang zu Gericht?
Wenn Sie gerade in einem belastenden Konflikt feststecken, dann stellen Sie sich vielleicht die Frage: Soll ich vor Gericht ziehen oder soll ich doch eine friedliche Einigung ins Auge fassen? Sie möchten vielleicht nicht knallhart erscheinen und direkt mit Kanonen auf Spatzen schießen - Sie wissen aber auch definitiv: So kann es nicht weitergehen. Aber welchen Weg sollen Sie denn nun einschlagen? Mit dem heutigen Artikel möchte ich Ihnen helfen, Klarheit in die Frage „Friedliche Einigung durch Mediation oder doch der Gang zu Gericht?“ zu bringen.
Auch wenn ich Mediatorin bin und Mediation für ein hervorragendes Mittel zur Klärung von Konflikten halte: Ich bin dennoch der Meinung, dass es Situationen gibt, in denen ein Gerichtsverfahren der richtige Weg ist. Beide - „Gerichtsverfahren“ und „Mediationsverfahren“ - haben für mich absolut ihren Sinn und ihre Berechtigung. Es ist an Ihnen, zu entscheiden, welcher Weg in Ihrer Situation der Richtige ist.
Um zu erklären, wie ich persönlich mit der Frage „Soll ich mich friedlich einigen oder nicht?“ umgehe, möchte ich Ihnen von einem Problem aus meinem Mediatorenalltag berichten:
Diejenigen, die meine Tätigkeiten schon länger verfolgen, wissen, dass ich sehr viele Artikel für Printmedien und auch für Onlinemagazine schreibe – Mir bereitet das Schreiben einfach große Freude. In jedem meiner Artikel steckt ganz viel Herzblut! Ein leidiges Thema, mit dem ich allerdings regelmäßig zu tun habe, ist das Plagiat. Hier geht es selbstverständlich nicht um das Teilen der Artikel in den sozialen Medien. Hierüber freut sich jeder Verfasser sehr!
Wenn ich wieder mal ein Plagiat entdecke - und ich spreche hier nicht von einzelnen Sätzen, sondern von ganzen Artikeln - bin ich immer sehr erschüttert und verärgert, weil ich es schwer nachvollziehbar finde, wie man auf eine solche Idee kommen kann - auch wenn ich weiß, dass sich viele über die Existenz des Urheberrechts einfach wenige Gedanken machen. Meine Reaktion ist erst einmal immer die gleiche: Ich schreibe denjenigen an. Die Antworten, wenn ich die betroffenen Personen darauf hinweise, dass es sich um meine Texte handelt, sind sehr unterschiedlich und reichen von Entschuldigung bis zu üblen Anfeindungen.
Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Der Großteil meiner Kollegen ist großartig und es findet eine enorme und tolle gegenseitige Unterstützung statt. Die Plagiatsfälle sind Ausnahmen, aber sie finden in regelmäßigen Abständen statt. In Gruppen bei Facebook lese ich häufig, dass es Selbständigen mit ihren Texten und Ideen oft so ergeht und immer ist die Erschütterung und Wut der Betroffenen groß. Das Ganze hinterlässt ein sehr ungutes Gefühl, da in den selbst geschriebenen Texten immer viel Energie und auch vieles von der eigenen Persönlichkeit steckt.
Von der Art der Reaktion des Gegenübers hängt dann auch meine Bereitschaft zur friedlichen Einigung ab. Ich hatte schon einen Fall, da entstand aus der ganzen Geschichte ein sehr netter Kontakt, spätere gemeinsame Co-Mediation nicht ausgeschlossen. Es gibt aber auch Fälle, da fällt die Reaktion des Gegenübers so aus, dass ich zwar eine gütliche Einigung anstrebe, z.B. indem ich die Rechnung dafür sende bzw. je nach Sachlage meinen Anwalt senden lasse, dass jemand einen meiner Artikel in einer Zeitung unter seinem Namen veröffentlicht hat - Wenn dann aber keine Einigung zustande kommt, ist auch für mich ein Gerichtsverfahren das Mittel meiner Wahl.
Was ich mit diesem Artikel sagen will: Wenn Sie vor der Frage stehen, auf welchem Weg Sie ihren Konflikt lösen wollen, dann sollten Sie sich in der konkreten Konfliktsituation die Frage stellen: Können Sie sich vorstellen, sich mit dem Anderen an einen Tisch zu setzen um mit ihm über die Angelegenheit zu sprechen? Liegt Ihnen etwas an einer friedlichen Einigung? Ist es Ihnen wichtig, dass man anschließend noch normal miteinander umgehen kann? Ist das Verhältnis so, dass ein Miteinanderreden noch denkbar ist? Sie müssen nach dem Mediationsverfahren nicht die besten Freunde sein, aber Sie müssen sich vorstellen können, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dann ist Mediation meiner Meinung nach immer der richtige Weg. Eine friedliche Einigung durch eine Mediation spart in der Regel Kraft, Nerven und Geld - Und hinterläßt oft ein positives Gefühl, was bei Gerichtsverfahren häufig nicht der Fall ist.
Dennoch kann es auch Fälle geben, bei denen für Sie die persönliche Grenze erreicht ist und Sie sagen „Das Kind für mich ist in den Brunnen gefallen, ich weiß, dass ich recht habe und das soll auch durchgesetzt werden“, sollten Sie sich nicht mehr in der Lage fühlen, oder Sie nicht mehr bereit sein, sich mit dem Anderen an einen Tisch zu setzen, dann ist der Weg vor Gericht der Richtige – Und ja, auch wir Mediatoren können irgendwann an diesen Punkt kommen!
Hatten Sie auch schon mit dem Thema "Plagiat" zu kämpfen? Oder stehen Sie gerade vor der Entscheidung "Mediationsverfahren" oder "Gang vor Gericht?" Über Ihre Kommentare und Anregungen unter diesem Artikel freue ich mich wie immer sehr!
Herzlichst, Ihre Christina Wenz
Kommentare (6)
Silke Glüsenkamp:
Nov 16, 2015 at 02:24 PM
Liebe Christina,
herzlichen Dank für diesen Artikel, für Deine Ehrlichkeit bezüglich Grenzen und auch die Erinnerung daran, dass trotz viel Verständnis und gutem Willen für die anderen auch mal eine Grenze erreicht ist.
Gute Inhalte sind wertvoll - und nicht immer muss ich das Rad neu erfinden. Was immer selbstverständlich ist: bei Zitaten auf die Quelle verweisen. Meine Leser sind dankbar für Tipps, die ihnen helfen und ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich auf die Quellen deutlich hinweise. Hat auch mit persönlicher Größe zu tun. ;-)
Ich wünsche Dir weiter viele tolle Artikel, die von begeisterten Lesern und Kollegen geteilt werden. Legal. Mit dem Hinweis auf Dein Copyright.
Beste Grüße, Silke
Christina Wenz:
Nov 16, 2015 at 02:48 PM
Liebe Silke, herzlichen Dank für Deinen Kommentar und die guten Wünsche, ich habe mich riesig darüber gefreut! :-) Liebe Grüße, Christina
Beatrice:
Nov 16, 2015 at 03:20 PM
Liebe Christina
Ein super Artikel. Ich bewundere dich, wie du oft in kurzer Zeit so einen Artikel aus dem Hut zauberst.
Du hast hier einerseits mit den Plagiaten und andererseits auch mit der Abgrenzung Medations- oder Gerichtsverfahren zwei wichtige Sachen angesprochen.
Für mich ist es auch nicht nachvollziehbar, wieso man die Quelle nicht angeben kann. Es ist doch auch schon super für meine Leserinnen, wenn ich einen Artikel zu einem für sie spannenden Thema gefunden habe und diesen ihnen präsentiere. Dazu muss ich mich doch absolut nicht mit fremden Federn schmücken.
Ich wünsche dir in Zukunft keine solchen Fälle mehr, sodass du deine ganze Energie voll auf deine wirklich ganz tollen Artikel und dein Arbeit kanalisieren kannst.
Liebe Grüsse
Beatrice
Christina Wenz:
Nov 16, 2015 at 03:30 PM
Liebe Beatrice, herzlichen Dank für Deinen Kommentar und das tolle Kompliment! Ich fühle mich sehr geehrt! :-) Ich wünsche mir auch, dass mit fremden Texten in Zukunft ein anderer und den Gesetzen entsprechenderer Umgang gepflegt wird. Liebe Grüße, Christina
Sophie Löffler:
Nov 17, 2015 at 11:35 AM
Liebe Christina, absolut richtig, was Du schreibst. Wir können als Mediatoren nur glaubwürdig sein, wenn wir offen dazu stehen, dass wir nicht in allen Fällen eine Lösung bieten können! Ich habe ja selbst mit meinem Ex-Mann eine Mediation gemacht. Die wirklich wichtigen Themen rund um die Kinder konnten wir so wunderbar bearbeiten. Ein Thema (das liebe Geld :-( bleibt aber ungelöst, und nun geht es wohl vor Gericht. Das ist blöd und schade, aber trotzdem betrachte ich die Mediation nicht als gescheitert - es wäre viel schlimmer, wenn wir die Kinderthemen nicht friedlich gelöst hätten! Wir schaffen es sogar, im täglichen Umgang friedlich miteinander umzugehen und das Streitthema zu isolieren. Liebe Grüße von sophie
Christina Wenz:
Nov 17, 2015 at 11:48 AM
Liebe Sophie, herzlichen Dank für Deinen Kommentar und Deine Offenheit! Klasse! Ich finde toll, dass Ihr Euch in einigen Bereichen so gut und friedlich einigen konntet, das ist sehr bewundernswert! Ich finde es auch sehr wichtig, dass man als Mediator offen damit umgeht, dass es eben auch Streitigkeiten gibt, bei denen nur ein Gericht möglich ist. Liebe Grüße, Christina
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