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Wie werde ich zum Konfliktmeister? - Meine 8 persönlichen Lieblingskonflikttipps

Wie werde ich zum Konfliktmeister? - Meine 8 persönlichen Lieblingskonflikttipps

Wie werde ich zum Konfliktmeister? - Meine 8 persönlichen Lieblingskonflikttipps

Zu Beginn des Beitrags muss ich einen kleinen Irrtum aufklären, der beim Lesen der Überschrift nun vielleicht entstanden ist: Als ich diese Blogparade in die Welt gerufen habe, ging es mir nicht darum, Tipps zu sammeln, wie Sie Ihren "Konfliktgegner" möglichst gut besiegen und den Kampf möglichst gewinnen - wie Sie den Anderen erfolgreich fertig machen und Ihre Position durchsetzen können. Kurz: Es ging mir keineswegs darum, aus dem Konflikt einen Wettbewerb zu machen. 

Im Gegenteil: Als Mediatorin und Konfliktcoach ist es mir ein Bedürfnis, zu helfen, Konflikte möglichst gut zu meistern! Ich denke, jeder von uns hat es schon erlebt, wie sehr uns Konflikte belasten, wie sie an unseren Nerven zerren und für schlaflose Nächte und Bauchweh sorgen können. In meinem Beruf erlebe ich es fast täglich, dass Menschen in Konfliktsituationen verzweifeln und nicht wissen, wie sie die Situation verbessern können. 

Daher hoffe ich, dass wir mit der Blogparade ganz viele Tipps zusammenzutragen können, wie es gelingen kann, sich aus Konfliktsituationen zu befreien und GEMEINSAM mit dem Gegenüber gute Lösungen zu finden. 

Dies vorweg möchte ich nun aber doch zu meinen ganz persönlichen Tipps kommen ;-): 

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nummer 1: Ändern Sie Ihre Einstellung zum Konflikt!

Ganz oft fällt mir auf, dass Konflikte als etwas absolut Negatives und Vermeidenswertes angesehen werden. Häufig erlebe ich es, dass Klienten über ganz lange Zeit dem Gegenüber nicht sagen, was sie stört oder bewegt, nur um Streit zu vermeiden. Und dann passiert das Unvermeidliche: Irgendwann ist der aufgestaute Frust dann so groß, dass es zum großen Streit kommt - Oft, weil man aufgrund des angestauten Ärgers viel heftiger reagiert, als es vielleicht angemessen wäre. Viel besser ist es, Konflikte nicht zu meiden, sie als etwas ganz Alltägliches und auch Unvermeidbares anzusehen und dem Anderen in aller Ruhe zu sagen, was uns stört. Dann beinhalten Konfikte plötzlich ganz viel Chancen zur Verbesserung der Situation und des Verhältnisses zum Anderen. 

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nummer 2: Streiten Sie niemals darüber, wer Recht hat! 

Ein Streit darüber, wer Recht hat, führt in seltensten Fällen zu einer Verbesserung der Situation und umso häufiger in eine Sackgasse! Konzentrieren Sie sich mit dem Gegenüber besser darauf, wie eine gute Lösung aussehen könnte. Hierzu passt dieses sehr wahre Zitat von Marshall B. Rosenberg sehr gut, wie ich finde: "Willst Du Recht haben oder glücklich sein? Beides geht nicht!". 

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nummer 3: Nimm Dir wirklich Zeit, dem Anderen zuzuhören!

Es hört sich ganz banal an, aber es ist so wichtig: Nehmen Sie sich in aller Ruhe Zeit, dem Anderen zuzuhören. Signalisieren Sie ihm durch zugewandte Körperhaltung und Blickkontakt, dass Sie wirklich zuhören. Versuchen Sie, nachvollziehen zu können, worum es dem Anderen wirklich geht. Ist seine Sicht der Dinge denn wirklich so abwegig? Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie wirklich alles richtig verstanden haben, dann empfehle ich es, lieber nochmals nachzufragen. Das Gefühl, dass jemand uns wirklich zuhört und dass dem Gegenüber viel daran gelegen ist, meine Sicht der Dinge zu verstehen, verstärkt oft die Bereitschaft zum Entgegenkommen sehr! Ganz oft ist das gegenseitige wirkliche Zuhören der Schlüssel zur Konfliktlösung!

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nummer 4: Bleiben Sie bitte immer wertschätzend und respektvoll!

Ich weiß, in hochgekochten Konfliktsituationen ist es oft gar nicht so einfach, aber Beleidigungen, Herabwürdigungen, Schreien usw. sind ein absolutes Tabu im Konfliktklärungsgespräch. Schläge unter die Gürtellinie führen häufig zu einer endgültigen Eskalation der Situation. Wenn Sie merken, Ihnen oder dem Gegenüber gelingt das im Moment nicht, dann verlassen Sie lieber die Situation und verweisen Sie darauf, dass Sie später in Ruhe nochmal ein Gespräch wünschen, dass Sie aber das Gespräch jetzt erstmal beenden möchten.

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nr 5: Vermeiden Sie Vorwürfe und Verallgemeinerungen!

Auch Vorwürfe und Verallgemeinerungen wie "Immer machst Du ..." helfen nicht dabei, gute Lösungen zu finden, sondern führen vielmehr zu weiterer Eskalation. Bleiben Sie daher bei Ihren Ausführungen bei der gegenwärtigen Situation. Das Ausweiten des Ganzen auf die Vergangenheit verschlimmert die Situation meistens erheblich. Vergessen Sie bitte nicht: Der Fokus des Gesprächs sollte immer auf dem Finden einer für alle akzeptablen Lösung liegen!

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nummer 6: Schauen Sie, worum es Ihnen wirklich geht!

Oft beißen wir uns an einer ganz bestimmten Position fest und vergessen dabei, worum es uns eigentlich geht. Ich möchte Ihnen ein Beispiel hierfür geben - Okay, als weiblicher Fussballfan finde ich es selbst ein bisschen klischeehaft, aber das Beispiel hilft sehr gut, zu veranschaulichen, worum es geht: Eine Frau wird wütend, weil Ihr Mann abends Fussball schauen möchte. Sie zetert, wettert und meckert darüber, dass er das Spiel anschauen möchte und darüber kommt es zum Streit. Worum geht es der Frau? Vordergründig geht es ihr darum, dass er das Spiel nicht schaut. Wenn man aber mal näher hinschaut, dann steckt hinter dieser Position vielleicht das Bedürfnis nach gemeinsamer schöner Zeit, nach guten Gesprächen, nach Zuwendung durch ihren Partner, Sehnsucht nach dem Gefühl, geliebt zu werden usw. Wenn wir unsere Bedürfnisse kennen, können wir feststellen, ob sie nur erfüllt werden können, wenn wir unsere Position durchsetzen oder aber auch auf andere Weise. Wenn die Frau ihrem Mann ihre wahren Bedürfnisse sagen würde, könnten die Beiden gemeinsam schauen, wie diese erfüllt werden können. So könnte das Paar z.B. vereinbaren, dass der Mann das Spiel schaut, die Beiden aber am nächsten Tag einen gemeinsamen schönen Abend etwa mit einem Restaurantbesuch verbringen. Vergessen Sie also bitte nicht: Wenn die Bedürfnisse aller Beteiligten bekannt sind, lassen sich meistens ganz schnell gute Lösungen finden!

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nr 7: Loben nicht vergessen!

In Konflikten bringen wir in der Regel ja ganz vieles vor, was uns am Anderen und seinem Verhalten alles stört. Dies führt dann allerdings ganz automatisch zu einer Verhärtung der Situation und Abwehr- bzw. Verteidigungshaltung des Anderen. In meinen Mediationsterminen stelle ich immer wieder fest, wie schnell sich eine verhärtete Streitsituation auflockern kann, wenn man dem Anderen stattdessen mal sagt, was man an ihm gut finde, welche Verhaltensweisen man am Gegenüber schätzt, oder wofür man ihm dankbar ist. Also bei allem Meckern: Bitte das Loben nicht vergesen!

 

Mein persönlicher Konflikttipp Nummer 8: Stellen Sie sich vorab einen positiven Verlauf des Gesprächs vor!

Wenn wir eine Aussprache vor uns haben, programmieren wir uns oft selbst negativ und stellen uns in heftigster Form vor, dass die Situation unschön verläuft und im Streit endet. Oft sind wir dann schon so auf Ärger programmiert, dass wir ihn wie „magisch“ anziehen und es auch tatsächlich dazu kommt. Bevor Sie eine Aussprache suchen, versuchen Sie doch mal, sich positiv zu programmieren und sich vorzustellen, wie das Gespräch entspannt abläuft und Sie selbst sehr souverän bleiben. Eine gute Methode ist es, sich - beispielsweise abends vorm Einschlafen- vorzustellen man säße im Kino. Auf der Leinwand läuft die vor Ihnen liegende Gesprächssituation in entspannter Atmosphäre ab. Malen Sie sich einen guten und erfolgreichen Verlauf der Aussprache in allen Einzelheiten aus. Wenn wir mit positiver Einstellung in ein Gespräch gehen, verläuft es in der Regel wesentlich entspannter.

 

Ich hoffe sehr, dass Ihnen meine Tipps gefallen haben und in Ihrem nächsten Streit eine kleine Hilfestellung sind. Ich weiß, es ist nicht leicht, das alles auf einmal umzusetzen. Verlangen Sie bitte nicht zuviel von sich und seien Sie nicht zu streng, wenn Sie sich im Konflikt mal nicht "richtig" verhalten. Auch bei Konflikten gilt die Devise: "Übung macht den Meister!". 

Weil mir das Thema sehr am Herzen liegt, möchte ich nochmal betonen: Ich weiß, oft kämpfen wir gegen unsere Gefühle und Reaktionen, unsere Wut, unsere Verletztheit und unseren Zorn. So gerne hätten wir die Gefühle gar nicht, damit wir im Streit "gut" reagieren können. Am liebsten würden wir sie einfach wegdrücken und ignorieren. Doch auf Dauer tut das uns und auch der Beziehung zu unseren Mitmenschen nicht gut, denn diese Gefühle machen ganz viel Sinn! Sie möchten uns etwas zeigen, uns auf unsere Bedürfnisse aufmerksam machen. Daher ist es ganz wichtig, immer zu schauen: "Hey, welches Bedürfnis steckt denn jetzt wohl dahinter?" - sowohl bei mir aber auch beim Gegenüber. Denn wenn ich die Bedürfnisse kenne, dann bin ich auf dem Weg zu einer guten Lösung schon einen ganzen Schritt weiter! Dann weiß ich, welche Bedürfnisse die Lösung erfüllen muss, damit ich gut mit ihr leben kann. 

Falls Sie gerne noch mehr Tipps für den Streitfall hätten, empfehle ich Ihnen meine "15 Tipps für entspannteres Streiten"

Über Ihre Kommentare und Anregungen unter diesem Beitrag und auch kräftges Teilen des Artikels freue ich mich wie immer sehr! :-) Ich wünsche Ihnen für die Zukunft von Herzen gute und gelingende Konfliktklärungsgespräche!

 

Herzlichst,

Ihre Christina Wenz

 


Kommentare (4)

  1. Kerstin Wemheuer:
    Aug 08, 2016 at 03:29 PM

    Liebe Christina,

    toller Beitrag! ich konnte für mich auch noch einmal wertvolle Impulse herausziehen! Es macht wirklich viel Spaß sich "gemeinsam" mit einem so spannenden und immer aktuellem Thema zu beschäftigen :-)

    Herzliche Grüße
    Kerstin

  2. Christina Wenz:
    Aug 08, 2016 at 03:31 PM

    Liebe Kerstin, oh wie schön, ich freue mich riesig über Deinen Kommentar! Danke! Ich bin so gespannt, wer noch bei der Parade mitmacht und welche Tipps wir wohl noch zusammenbekommen :-)! Einfach toll! Liebe Grüße, Christina

  3. Eva Peters:
    Aug 10, 2016 at 09:20 AM

    Herzlichen Dank für die Anregungen, Christina.
    Das ist ja eine Menge, insofern ist für mich der Hinweis, nicht alles gleichzeitig zu versuchen, hilfreich.
    Wie lässt sich vor allem mitten in einer akuten Situation so beherzt die Situation betrachten, da gehört doch auch eine gewisse Distanz dazu, oder?

    Viele Grüße
    Eva

  4. Christina Wenz:
    Aug 10, 2016 at 11:06 AM

    Liebe Eva, herzlichen Dank für Deinen Kommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut! Ja, auf jeden Fall ist das eine große Herausforderung. Wenn man im Streit schon mal einen der Punkte beherzigt, kann das viel bewirken. Und wenn einem die Distanz zu sehr verloren geht, dann hilft oft einfach wirklich das Vertagen des Gesprächs. Einen Tag später kann man oft viel entspannter über die Dinge sprechen. Aber ich gebe zu, manchmal gelingt das Unterbrechen in hocheskalierten Situationen auch schwer. Es ist und bleibt eine Herausforderung, das Konfliktmeistern :-)! Liebe Grüße, Christina


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Wer schreibt hier??

Mediation Christina Wenz

Christina Wenz ist Mediatorin, Volljuristin und systemischer Coach. Nach langjähriger Tätigkeit im Notariat und in Führungspositionen an Universitäten ist sie in eigener Mediationskanzlei sowie als Coach tätig. Sie hilft ihren Kunden dabei, sich aus schwierigen Konflikt- und Lebenssituationen zu befreien und damit wieder mehr Wohlbefinden, Klarheit und ein entspannteres Leben zu erlangen.

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